Eine Gemeindechronik

Gründungszeit der Gemeinde

Bis zur Gründung der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Sylbach am 01. April 1939 gehörte das heutige Gemeindegebiet zu den Kirchengemeinden Schötmar und Lage. Es gab jedoch bereits die christlichen Vereine EC und CVJM in Sylbach, welche den ortsansässigen Christen eine Heimat boten. Diese erbauten 1923 ein Vereinshaus (siehe unten) am Lambrachtweg.

1939 wurde dieses Vereinshaus auch Heimat für die neu gegründete Kirchengemeinde, welche das Vereinshaus übernahm, um dieses vor der Enteignung durch die NS-Behörden und eine Übertragung an die Hitlerjugend zu schützen. (Die Vereine konnten durch die Nationalsozialisten enteignet werden, Kirchengemeinden im Normalfall nicht.)

Nach dem zweiten Weltkrieg entschloss man sich, eine Kirche und ein Pfarrhaus zu bauen, doch war das Geld nach der Währungsreform im Jahre 1948 noch recht knapp, sodass der Bau erst im Jahr 1951 beschlossen werden konnte, während das Pfarrhaus bereits 1949 im Gründungsjahr der Bundesrepublik fertiggestellt wurde. 1953 wurde schließlich mit dem Bau der Kirche begonnen. Ursprünglich war der heutige Sportplatz in Holzhausen als Ortsmittelpunkt und Bauplatz vorgesehen. Da die Kommune jedoch plante das Feld hinter der Kirche als Wohngebiet bebauen zu lassen, entschloss man sich die Kirche dort zu bauen, da so die Kirche auch in Nähe der Gemeindeteile Hölserheide und Waddenhausen liegt und das Vereinshaus nicht weit entfernt ist.

Planung und Bau der Kirche

Der Schötmaraner Architekt Wilhelm König wurde mit dem Bau beauftragt, dieser orientierte sich bei seinen Planungen an der evangelisch-lutherischen Heilig-Geist-Kirche in Lage, der ersten nach dem Krieg gebauten Kirche in Lippe, und maßgeblich an der von einem Hamburger Kirchbaumeisters entworfenen evangelisch-reformierten Kirche in Detmold-Hiddesen. König nutzte schließlich seine Erfahrungen aus Sylbach auch für den Bau der Kirchen unserer Nachbargemeinden Knetterheide und Retzen.
Am 3. Mai 1953 wurde der Grundstein mit dem eingemeißelten Spruch „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3,11) gelegt. Bereits im Juni konnte Richtfest gefeiert werden. Nachdem die Glocken der Kirche geliefert wurden, wurde die Kirche am 21. März 1954, ungefähr 15 Jahre nach Gründung der Gemeinde, geweiht.

Das Gebäude

Möchte man das Äußere der Kirche beschreiben, so könnte man diese als überdimensionales Wohnhaus, in dem Stil der in den 50’er Jahren erbauten Siedlungshäuser, welches einen angebauten Turm besitzt, bezeichnen. Der 26 Meter hohe Turm trägt ein Stahlkreuz auf einer Kugel mit etwa einem Meter Durchmesser. Dies ist Zeichen dafür, dass Jesus die Welt regieren soll. Das Kreuz mit der Kugel wurde in den 90’er Jahren wegen Rostschäden erneuert. Das ursprüngliche Kreuz besaß ein kleines Querkreuz und Spiralen an den Enden der Balken.

Der Anbau der Kirche mit Toiletten und Küche, welcher sich links vom Haupteingang befindet, wurde erst 1999 erbaut. Bis zu dem Umbau in dem Jahr befand sich über dem heutigen Eltern-Kind-Raum, welcher ursprünglich als Konfirmandensaal gebaut wurde, die Empore. Diese wurde zu einem Gruppenraum umgebaut, damit der Kindergottesdienst zeitgleich mit dem Gemeindegottesdienst in einem Gebäude stattfinden kann. Um weiterhin eine Empore zu haben, wurde diese um einige Meter vorgezogen.

Die Form der Kirche entspricht keiner Kirchbautradition, so handelt es sich bei dem Gottesdienstraum an sich um einen einfachen rechteckigen Raum ohne Vierungen und Unterteilungen in mehrere Schiffe. An der Nordseite befindet sich ein Anbau, der den Chören Sitzgelegenheiten bieten soll. Lediglich das kirchbautraditionelle Element einer Apsis bzw. eines Chors ist mit der durch zwei Stufen erhöhten Nische für Abendmahlstisch, Kanzel und Taufschale ist vorhanden.

… in Jahreszahlen

1906   Gründung des CVJM und des CVJM Posaunenchores

1923   Bau des ersten Vereinshauses am Lambrachtweg

1939   Gründung der Kirchengemeinde

1949   Bau des Pfarrhauses

1950   Neubau des Vereinshauses

1954   Einweihung der Kirche

1957   Einbau der Orgel

1965   Bau des dritten Vereinshauses

1999   Anbau an die Kirche

2006   Jubiläumsfeier 100 Jahre CVJM und CVJM Posaunenchor

2014   Jubiläumsfeier 75 Jahre Kirchengemeinde und 60 Jahre Kirche

Das Inventar der Kirche

Einen Altar gibt es wegen des reformierten Bekenntnisses nicht, der zentrale Tisch wird deshalb Abendmahlstisch genannt und ist, wie auch das restliche Mobiliar der Kirche aus Eichenholz gefertigt. Schmückende Elemente dieses Tisches sind die Osterkerze, die Bibel und das Antependium bzw. Parament (durch Stickereien verziertes Tuch in der jeweiligen liturgischen Farbe, entspricht eigentlich nicht der reformierten Tradition). Von der Gemeinde aus links neben dem Abendmahlstisch befindet sich die Kanzel, rechts die Taufschale.

Hinter dem Abendmahlstisch befinden sich in der Westfront der Kirche fünf raumhohe Fenster, welche unten sehr dunkel gehalten sind und nach oben heller werden. In dem mittleren Fenster befindet das christliche Zeichen mit dem durch ein X durchkreuztes P, beides zusammen die altgriechischen Initialen für Jesus Christus. Dies ist links und rechts flankiert durch die altgriechischen Großbuchstaben Alpha und Omega, also dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes. Zusammen bedeutet dies, dass Jesus Christus von Anfang bis zum Ende der Welt regiert. Die fünf Fenster wurden beim Bau der Kirche der Gemeinde gestiftet. (Die Stifter von rechts nach links: CVJM, EC und Frauenhilfe Sylbach; ev.-ref. Kirchengemeinde Bad Salzuflen; Architekten Sander und König; ev.-ref. Kirchengemeinde Lage; ev.-ref. Kirchengemeinde Schötmar)

Fünf der sieben Seitenfenster der Kirche wurden ebenfalls gestiftet, diese mussten jedoch inzwischen erneuert werden, um die Heizkosten der Kirche zu senken. (Die Stifter waren die ev.-ref. Kirchengemeinden Helpup, Wülfer-Knetterheide, Stapelage, Leopoldshöhe und Ahmsen-Lockhausen.)

Nach der Einweihung der Kirche war nur ein Harmonium vorhanden, welches den Gemeindegesang nur unzureichend begleiten konnte. Bei der Orgelbaufirma Gustav Steinmann in Vlotho wurde deshalb 1956 eine Orgel in Auftrag gegeben. Da die ersten Entwürfe nicht den Vorstellungen des Kirchenvorstandes entsprachen, wurde erst 1957 mit dem Bau begonnen, die Orgel wurde am 8. Dezember 1957 eingeweiht. Sie besitzt 17 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal und hat 822 Pfeifen.

Die Glocken

Die Geschichte der Glocken der Sylbacher Kirche ist eine Besondere und noch vielen der älteren Sylbacher Bewohnern in guter Erinnerung: Während des zweiten Weltkrieges wurde die Essener Pauluskirche durch Fliegerbomben zerstört, jedoch blieben die Glocken unversehrt und konnten so für das Geläut in Sylbach gekauft werden. Die kleinste Glocke hatte den Grundton „as1“ und passte nach den damaligen Vorstellungen nicht zu den beiden größeren Glocken „d1“ und „f1“, sodass eine neue Glocke mit dem Grundton „g1“ gegossen wurde. Die Glocken kamen am 27. Februar 1954 in Sylbach an und wurden mit einer langen Prozession der Gemeinde vorgestellt, wovon ältere Gemeindeglieder lebhaft berichten können.

Das Sylbacher Vereinshaus

In Folge der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts wurden auch auf dem Gebiet unserer Kirchengemeinde die beiden christlichen Vereine EC (Entschiedenes Christentum) und CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) gegründet. Die beiden Vereine boten den ortsansässigen Christen eine Heimat und erbauten 1923 ein Vereinshaus am Lambrachtweg 10 in Lage.
1939 wurde dieses Vereinshaus auch Heimat für die neu gegründete Kirchengemeinde, welche das Vereinshaus übernahm, um dieses vor der Enteignung durch die NS-Behörden und eine Übertragung an die Hitlerjugend zu schützen. (Die Vereine konnten durch die Nationalsozialisten enteignet werden, Kirchengemeinden im Normalfall nicht.) Aus diesem Grund heißt das Gemeindehaus unserer Gemeinde weiterhin Vereinshaus.

Nach dem Krieg entsprach das Vereinshaus nicht mehr dem Bedarf, so dass Teile abgerissen und im Jahr 1950 neu gebaut wurden. Aber schon 1965 wurde dieser Bau erneut abgerissen, um das erheblich größere aktuelle Vereinshaus zu bauen.
Matthias Schalk