Lena schrieb am Dienstag, 12.3.: Gott sei Dank versammelten sich am Sonntag ich, Ira, Igor und drei weitere Personen in der Kirche, die Ihr nicht kennt. Sie sind neu in der Gemeinde. Ich habe die Liturgie vorbereitet und Bruder Roman die Predigt (Foto unten). Wir hielten den Gottesdienst im Keller ab, da oben Salven und Explosionen sehr laut zu hören waren. Schwester Lilia, Margarita (sie war in Sylbache) und ihr Sohn konnten nicht dorthin kommen. Nach dem Gottesdienst haben wir gemeinsam Tee getrunken. Schwester Oksana hat einen Kuchen gebacken. Immerhin haben wir uns 1,5 Monate nicht gesehen. Obwohl wir jeden Tag in Viber kommunizieren. Dort haben wir vor einem Jahr die Kirch-Gruppe gegründet und jeden Tag treffen wir uns dort, besonders während der Raketenangriffe.
Tolle Worte in diesem Lied. (Gemeint ist das Lied:
Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging,
Soviel Blut auch schreit,
Achtet dieses nicht gering,
In der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg,
Eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
Leicht im Winde weht.)
Trotz aller tragischen Ereignisse… – DAS LEBEN geht weiter. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, alles blüht. Und ich glaube, dass dieser Albtraum bald enden wird und FRIEDEN kommen wird.
Wir sind alle wohlbehalten nach Hause gekommen. Und am Abend begann wie üblich der Beschuss der Stadt. Es wurde ein Luftalarm angekündigt, der bis fast 6 Uhr morgens andauerte. Irgendwann gegen 22:20 Uhr ertönte eine riesige Explosion, die in allen Teilen der Stadt und sogar in Cherson zu hören war. Es war ein Marschflugkörper, der an meiner Arbeitsstelle einschlug. Der Hafen, bei dem ich arbeite, liegt außerhalb der Stadt in Richtung Cherson. Früher war unser Hafen ein Militärhafen, aber jetzt beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem Warenumschlag: Kohle, Ton, Metall, verschiedene Getreidearten, Düngemittel.
Durch die Explosionen flogen in fast allen Gebäuden die Türen und das Glas aus den Fenstern heraus. Gut, dass es keine Verletzten gibt. Nur Glasschnitte. Wir gehen seit dem 24. Februar nicht zur Arbeit. Der Hafen arbeitet im Standby-Modus (Sicherheit, Feuerwehr, Elektriker, Schlosser, Schweißer – 24 Stunden). Ein Foto meines Arbeitsplatzes schicke ich mit.
Wir beten, dass der Herr uns zumindest am Ostersonntag erlaubt, uns zu versammeln. Wir haben Pastor Sergei angerufen, wenn der Bischof es ihm erlaubt zu kommen und die Situation in der Ukraine es zulässt, dann wird er vielleicht bei uns sein. Denn wir haben seit Februar kein Abendmahl empfangen.
Wir bitten weiter um Eure Gebetsunterstützung. Danke für alles, Lena