In Zeiten wie diesen, in denen es keine Kirchengottesdiensten mehr gibt, wahrscheinlich nicht einmal am Karfreitag und an Ostern, brauchen wir einen Ort, wo wir uns gemeinsam unseres Glaubens vergewissern können. An dem unser Gottvertrauen und unsere Zuversicht gestärkt werden. Aber braucht es dazu zwingend Kirchengebäude? In der Losung vom 20.03. heißt es in Ps 27,5 „Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes.“

Warum hat der Verfasser des Bibelwortes nicht geschrieben: „Der Herr deckt mich in seinem Tempel zur bösen Zeit?“ Warum erinnert er sich an die Frühzeit seines Volkes, als die Israeliten 40 Jahre lang durch die Wüste zogen, bis sie endlich in das verheißene Land kommen durften? In dieser Zeit haben die Wandernden die Bundeslade mit den zehn Geboten und anderen Kultgegenständen mit sich getragen. Und wenn sie sich lagerten, stellten sie für Gott ein Zelt auf, in dem die Lade ihren Platz fand. So war für alle sichtbar: „Gott ist da. Er zieht mit uns. Er ist da, wo wir sind“. – Daran hat sich der Beter des Psalms 27 erinnert, als es ihm schlecht ging und er Gottes Nähe brauchte.

Ja, es wäre schön, wenn unsere Kirche nach wie vor offen wäre und wir uns versammeln könnten, um gemeinsam Gottes Wort zu hören, unsere Anliegen im Gebet vor ihn zu bringen und ihn mit unseren Liedern zu bitten, zu loben und zu danken. Ja, das wäre schön. Aber notwendig ist das nicht.
Notwendig, also Not wendend ist das Vertrauen, dass Gott da ist, wo ich bin. Mein Glaube ist sein Zelt, in dem er wohnt, in dessen Schutz ich geborgen bin. Das kann ich überall und zu jeder Zeit aufstellen, wo ich bin. Dazu muss ich nur meine Hände falten. Gott lässt sich nicht einsperren in Dome und Kirchen. Er will bei mir sein. Er will mich auf meinem Lebensweg begleiten und führen und, wenn es sein muss, mich schützen und tragen. Und Sie auch. „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ 2.Kor 12,10

Denn wenn ich schwach bin, ist er stark, bekennt Paulus im Lehrtext. So gibt er mir die Kraft, auch Lasten und Leid zu tragen. So gibt er mir die Geduld, in „böser Zeit“ auszuhalten und durchzuhalten. Da ich das weiß, besser: Da ich mir das zu Herzen nehme und darauf vertraue, bin ich guten Mutes auch in Zeiten wie diesen.

Die allabendliche Gebetszeit um 19.30 Uhr gibt uns auch eine gute Gelegenheit, Gemeinschaft im Glauben zu haben und zu leben.